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Über einen notwendigen Krieg

Warum das System Putin besiegt werden muss

Susanne Scholl, langjährige Fernsehkorrespondentin in Moskau, hat die Ukraine vielfach bereist und persönliche Kontakte geknüpft. Als eine der Ersten vergleicht sie den Krieg in der Ukraine mit den beiden Kriegen in Tschetschenien und zeigt die tiefen strukturellen Ähnlichkeiten dieser Moskauer „Spezialoperationen“. In ihren sehr persönlichen Gedanken werden auch Erinnerungen an die Schicksale und Zeiten ihrer unter den Nazis verfolgten Eltern wach.

„Wir leben also im 21. Jahrhundert, das nach unserem Verständnis das Jahrhundert der Vernunft sein sollte, als wären wir zurückgefallen ins viel gescholtene Mittel­alter, das in seiner Grausamkeit durchaus nicht immer so viel schlimmer war als nachfolgende Zeiten.
Und in diesem Jahrhundert der Vernunft stellen sich Menschen vor Fernsehkameras und erklären öffentlich, dass andere Menschen vernichtet werden müssen, kein Recht auf Leben haben.
Kann mir das jemand erklären?
Krieg ist die Bankrotterklärung all dessen, was uns als Menschen ausmacht.
Daran kann kaum ein Zweifel bestehen.
Und doch.
Was hätte ich darum gegeben sagen zu können, dass die „Anständigen“ damals früher in den Krieg gegen den Mörder Hitler und seine Anhänger eingetreten wären.
Dass sie Auschwitz früher bombardiert hätten – bevor man meine Großmutter väterlicherseits ins Gas schickte.
Das war ein Krieg, der geführt werden musste.
Weil es um das Überleben einer ganzen Welt ging, unserer Welt.
Die übrigens nur in kleinen Nischen tatsächlich überlebt hat.
Ich wäre wohl nie geboren worden, hätten die Mörder gesiegt.
Viele, nicht nur solche wie ich, wären wohl nie auf diese Welt gekommen, hätten wohl nie zumindest den Versuch unternehmen können, diese Welt, die einzige, die wir haben, besser zu machen.

Aber.
Es ist uns nicht gelungen.
Wir wollten Gerechtigkeit und Respekt und sahen nicht, dass am Ende jene stärker waren, die nur ihr eigenes Fortkommen im Sinn hatten und haben.
Wir sind eine Generation von Unfähigen.
Unfähig, Respekt zum höchsten Gut zu erklären.
Unfähig, das Zusammenleben der Menschen auf eine neue, tolerante, gleichberechtigte Ebene zu heben.
Unfähig, die Barbarei in ihre Schranken zu weisen.

Erstaunlich, dass so viele wie ich so lange gebraucht haben, um zu verstehen, dass immer die Respektlosen, Intoleranten, Eigensüchtigen die Oberhand behalten.
Wir wollten es nicht wahrhaben. Wir haben geglaubt, dass unsere Welt die beste ist, dass es jeder sehen und verstehen müsse, wie gut unser Leben ist.
Aber nicht alle wollen ein gutes Leben.
Nicht alle wollen ein gutes Leben für alle. Daran scheitern wir. An der Missgunst, am Neid, an der Fantasielosigkeit.“

Susanne Scholl
Über einen notwendigen Krieg
Warum das System Putin besiegt werden muss
46 Seiten
Broschur
Format 11,5 cm × 19 cm
Preis € 12,00
ISBN 978-3-902968-84-5

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