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Evgenij Dajnov, Alfred J. Noll: Gesellschaft

Evgenij Dajonv:
During the post-war period, people looked forward to the future, which was conceptualized as a land full of new opportunities. From about the late 1970s, people began to fear the future, which now seemed a treacherous place, full of risks and dangers. Some decided to live in the present; this gave birth to consumerism. By the end of the century, many people decided to live in the past; this gave birth to nationalist populism.

Alfred Noll:
Wir sollten die politischen Fragen, die uns beschäftigen etwas zuspitzen: Das Anwachsen autoritärer Strömungen (sichtbar am wachsenden Zuspruch, den in Deutschland die AfD und in Österreich die FPÖ oder in Italien die postfaschistische Fratelli d’Italia unter Meloni gewinnen) ist ein deutliches Indiz nicht nur für politische Orientierungslosigkeit, sondern für eine kulturelle Disruption – und die Frage ist, ob nicht das gesamte System bürgerlich-parlamentarischer Demokratie an einem Kipppunkt angelangt ist: Während einzelne Private ungeheuren Reichtum ansammeln und wirtschaftliche Ressourcen akkumulieren (können) – die Namen von Elon Musk, Jeff Bezos, Mark Zuckerberg stehen stellvertretend für einige andere –, werden immer mehr Menschen entmächtigt und haben keinerlei Einfluss mehr auf die Gestaltung der Zukunft. Die Macht „Oben“ wird immer größer, die Ohnmacht „Unten“ nimmt zu – und gleichzeitig werden die vermittelnden politischen Instanzen der repräsentativen Demokratie (Parlamente, Parteien etc.) ausgehöhlt. Die Frage ist: Müssen wir uns im Zeitalter des „Technofeudalism“ (Yanis Varoufakis) von der bürgerlichen Demokratie als Herrschaftsform verabschieden?